Dienstag, 09.04.19 - Paro, Tigernest

Heute steht der Höhepunkt unserer Bhutan-Reise auf dem Programm: Die Wanderung zum Tigernest, einer auf einem Felsvorsprung in etwas über 3000m Höhe gelegenen Klosteranlage. Hier hat Guru Rinpoche, der den Buddhismus ins Land gebracht und dieses vereint hat, nach buddhistischem Glauben auf einem Tiger reitend Dämone besiegt und anschließend in einer Höhle einige Wochen meditiert. Der Tiger war übrigens seine Frau, die er zuvor verwandelt hatte.

Dieser Ort ist für Buddhisten aus Bhutan etwas ganz besonderes, weshalb hier nicht nur Touristen, sondern auch Einheimische und Inder in großer Zahl hinpilgern.

Der Aufstieg beginnt bei etwa 2500 m, so dass heute nochmal ein anstrengender Aufstieg mit über 600 Höhenmetern vor uns liegt. Leider führt das hohe Besucheraufkommen zu unangenehmen Auswüchsen am Startpunkt: Viele Souvenirverkäufer preisen auf Decken ihre Waren an, viel schlimmer aber sind die armen Ponys, die die übergewichtigen Touristen auf halbe Höhe tragen müssen. Es ist traurig, aber hier ist vom buddhistischen Respekt vor allen Kreaturen gleichermaßen nichts zu spüren. Ich bin wütend und traurig zugleich und kurz davor ein westliches übergewichtiges Paar von den Ponys zu holen ...

Sollen Sie doch unten bleiben, wenn sie den Weg nicht aus eigener Kraft schaffen!

Wir meistern den zu einer breiten Straße ausgetretenen Pfad in eineinhalb Stunden und kommen durchgeschwitzt aber glücklich am gegenüberliegenden Felsvorsprung etwas oberhalb des Klosters an. Von hier hat man einen faszinierenden Blick auf den Felsvorsprung auf dem das Kloster liegt und die darunterliegende  Schlucht... Eins muss man Guru Rinpoche lassen: er hatte einen Sinn für den richtigen, magischen Ort!

Der Weg führt nun über Stufen etwas hinunter zu einem Wasserfall und von dort wieder 100 m bergauf zum Eingang des Tigernests. Nach den Sicherheitskontrollen besichtigen wir ein Kloster mit einer verschlossenen Pforte. Dieses Tor beinhaltet nach den Erklärungen von Nima die Höhle in der der Guru meditierte und auch die Waffe, mit der er die Dämonen besiegt hat. Es wird nur einen Tag im Jahr geöffnet und darf nur vom König und einem Lama betreten werden.

In einem der Tempel des Tigernests - hier herrscht wie in allen Tempeln ein striktes Fotografierverbot - fällt uns eine Glasschale mit hunderten braunen kleinen Kugeln auf... Es sind „Wunderkugeln“, die bei der Verbrennung eines erleuchteten Lamas, das ist im Buddhismus ein erleuchteter spiritueller Lehrer, zurückgeblieben sind und medizinische Heilkräfte haben.

Wir treten nach der Besichtigung der verschiedenen Tempel und vielen Geschichten erstaunt, befremdet, irritiert aber auch fasziniert und erfüllt den Rückweg an.

Unser Mittagessen nehmen wir auf halber Strecke zum Hotel auf einer Ecofarm ein und dürfen anschließend noch mit Bambusbögen und Bambuspfeilen Bogenschießen. Da Lea und ich einige Übung mit meinen eigenen Recurvebögen haben, sind wir von diesen Spielzeugbögen etwas enttäuscht und beenden das ganze auch deshalb recht schnell, weil es keinen Schutz gibt und im Hintergrund immer wieder Menschen, ein Hund und ein Kleinkind auftauchen. Mein Sicherheitsempfinden meldet mir: Das geht gar nicht!

Nach einer warmen Dusche und etwas Ruhe im Hotel steht unsere letzte Besichtigung an: Wir schauen uns den Tempel „Kyichu Lhakhang aus dem 7. Jdht.“ an. Er wird auch Peaceful Place genannt, weil von hier ein großer Friede ausgeht. Im Garten gibt es wieder eine große Gebetsmühle und verschiedene Stupas.

Wir betrachten alles interessiert und empfinden die angenehme Ruhe dieses Ortes.

Wir schlendern noch etwas durch Paro und fahren alsbald in unser Hotel zurück. Ich gönne mir eine Massage im Spa-Bereich und nachdem Lea nach dem Abendessen über Schmerzen in den Unterschenkeln klagt, übe ich mich etwas in Fußreflexzonenmassage und tue ihr damit etwas Gutes...