Mittwoch, 03.04.19 - 7. und letzter Trekkingtag von Hille nach Nayapul

Nach einer erholsamen Nacht wache ich lange vor Leas Wecker auf und schreibe den Bericht vom Vortag. Trotz der Anstrengungen des Abstiegs kann ich nicht länger schlafen.

Gerade als wir uns zum Frühstück setzen wollen winkt uns Nima zu einer Schiebetür, die in den unterhalb des Hauses gelegenen Garten führt. Dort hat sich ein großer Falter niedergelassen. Er hat eine Spannweite von knapp 20 cm schimmert grünlich und hat auf jedem Flügel ein Zeichnung, die wie ein Auge aussieht. Seine Fühler sehen aus wie das Skelett eines Blattes. Der farblich braun erscheinende Bogen von Flügelspitze zu Flügelspitze ist sichelartig gebogen. Wie wir später dank Robert Trusch, den Leiter der Lepidoptera-Sammlung vom Naturkundemuseum Karlsruhe per WhatsApp erfahren (Mir wird wieder schlagartig klar, wie schnell Informationen weltweit verfügbar sind und wie brauchbar aber auch gefährlich das sein kann!) handelt es ich um die Art „Actias selene“, auch „Indischer Mondspinner“ genannt, der uns hier in seiner letzten Entwicklungsstufe, dem Imago, seine ganze Schönheit zeigt. Das Männchen aus der Familie der Pfauenspinner, dass wir hier vor uns sehen, lebt nur 24 Stunden, nimmt in dieser Zeit keine Nahrung auf und sollte in dieser Zeit eine Partnerin finden um sich zu paaren. Diese Nachtfalter ernähren sich als Raupe auch von Rhododenrenblättern. Als ich einer Eingebung folgend mit meiner Nase ganz nah an das Insekt herangehe, kann ich einen angenehm fruchtig-frischen Duft wahrnehmen. Ich setze das Insekt, um es vor der Gefahr erdrückt zu werden zu schützen auf eine Stein in den Garten. Dabei kann ich die kraftvollen Flügelschläge in meinen Händen spüren. Ich bin fasziniert und wir sind begeistert, so eine Beobachtung gemacht zu haben...

Beim Frühstück dringen plötzlich aufgeregte Stimmen aus dem Ort an unser Ohr - eine Gruppe Affen ist talseitig auf die unterhalb der Unterkunft gelegenen Kartoffelfelder eingedrungen, buddeln die Kartoffel aus uns essen sie. Unsere Herbergsmutter läuft so schnell das in den FlipFlops, die hier alle fast immer tragen, den Hang hinunter. Die Affen lassen sich von ihren lauten Rufen und schrillen Schreien nicht stören. Erst als die Frau ca. 50m vor ihnen ist, ergreifen sie die Flucht und verschwinden im Wald Richtung Fluss. Die Frau stößt noch einige wütende Schreie aus und wirft einige Stöcke und Steine hinterher. Dann trottet sie gemächlichen Schrittes zurück. Nima erklärt uns, dass die Affen hier eine echte Plage sind, da sie die Kartoffeln ausgraben, einmal reinbeißen und die nächste ausbuddeln. Er zeigt auf einen Käfig am unteren Ende des Feldes, nahe an der Waldgrenze. Der ist mir bisher nicht aufgefallen, aber es ist eine Affenfalle. Dort sollen Affen durch Nahrung angelockt und schließlich getötet werden. Ein grausames Unterfangen! Ich hoffe und mir scheint, die Affen sind schlau genug, nicht in die Falle zu tappen...

Nach dem Frühstück setzen wir den letzten Teil unseres Trekkings fort und steigen drei Stunden auf einer Schotterpiste hinab ins Tal nach Nayapol. Dort checken wir aus, das heißt Nima muss uns bei einem behördlichen Büro abmelden und somit mitteilen, dass wir aus den Bergen sicher zurück sind.

Anschließend fahren wir mit einem Kleinbus zwei Stunden über diverse Bergsträßchen nach Pokhara. Die Fahrt ist wieder recht abenteuerlich: Geteerte Straßen gibt es so nur wenige auf unserem Weg, dafür umso mehr Schotterpisten mit unendlichen Schlaglöchern. Der gesamte Weg scheint eine einzige Baustelle zu sein. Einmal sehen wir einen Bautrupp der mit einem Planierfahrzeug den Weg ebnet. Anschließend wässert ein Tankfahrzeug den Boden und eine Walze glättet das ganze... Ich habe den Eindruck die deutschen Forstautobahnen sind häufig in besserem Zustand als die nepalesische Infrastruktur.


In Pokhara angekommen erfrischen wir uns im Hotel und nehmen eine warme Dusche, um uns anschließend bei einem Abschiedsessen von Nima und Milan zu verabschieden. Milan fährt noch heute mit dem Bus nach Kathmandu zurück, während uns Nima morgen auf dem Flug begleitet.

Kurz danach brechen wir alleine zu einem weiteren Highlight auf: Wir lassen uns mit einem Ruderboot über den Pewasee fahren. Von dort steigen wir zu einer Stupa auf. Das ist ein weißer Tempel zu ehren Buddhas und anderer Heiliger des Buddhismus. Aus dem vermeintlichen Spaziergang zur Peace Pagode wird ein schweißtreibender Aufstieg, denn wir müssen wider Erwarten 300 Höhenmeter überwinden. Wir schaffen den Aufstieg schweißgebadet in 30 Minuten und schauen uns ehrfürchtig die prachtvolle weiße Peace Pagode an.

Eines ist mal sicher: Buddhismus und Hinduismus wird für mich immer mit unendlich vielen Treppenstufen verbunden bleiben.

Den Abend verbringen wir mit einem weiteren Abschiedsessen zunächst in einem Restaurant mit Johannes, Mirjam und anderen, später in der BamboBar am Strand des Pewa-Sees.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0