Samstag, 30.03.2019 - 3. Trekkingtag von Landruk nach Gandruk: „Der Tag der Stufen“

Heute beginnt unser Tag mit einem ganz besonderen Frühstück: Lea isst Porrige mit Obst und ich probiere mal das Müsli, das hier auch so genannt wird...Beides mundet und wir starten den Abstieg zum Fluss Modi. Über 300 Höhenmeter sind zu meistern. Der Weg führt in Serpentinen durch die mehr oder weniger bewirtschafteten Terrassen über endlose Steinstufen nach unten. Bei der Brücke über den Modi machen wir eine Rast und beobachten eine Gruppe Affen, die sich in Sichtweite in einem Wäldchen tummeln.

Nach der Brücke gelangen wir zu einem kleinen Dorf, dass unsere Aufmerksamkeit gleich in mehrfacher Hinsicht erregt: Wir beobachten zunächst die Vielfalt an angebauten Gemüsepflanzen, besonders Gerste und Mais fällt uns ins Auge. Am Ende des Dorfes dann die Überraschung - am Wegesrand befindet sich eine Wassermühle, die offensichtlich noch in Gebrauch ist!

Weiter geht es über tausende und Abertausende von Stufen knapp 600m in die Höhe. Es ist ein Tag mit hoher Luftfeuchtigkeit und mir läuft das Wasser in jede Ritze meines Körpers. Selbst das Halstuch, dass ich mir als Stirnband umgebunden habe, kann die Wasserfluten auf halber Strecke nicht mehr halten...

In einer der Ansiedlungen, durch die wir wandern, begegnen uns drei kleine wirklich süße Welpen. Lea würde am liebsten eines adoptieren...

An dieser Stelle ein Wort zu den Hunden: Uns begegnen auf dieser Reise ständig Hunde. Noch nie habe ich so relaxte und entspannte Tiere gesehen. Kein Tier ist angeleint, alle Hunde laufen frei. Meistens werden die Besucher komplett ignoriert, gelegentlich kommt uns mal ein Hund entgegen. Aber ich habe bislang nicht einmal einen Hund bei Tageslicht bellen hören. Sobald die Dämmerung einbricht ändert sich das aber schlagartig: Alle Hunde eines Ortes scheinen sich zum Konzert verabredet zu haben. Über Stunden bellt es aus allen Ecken des Dorfes...

Kurz vor Ghandruk sehen wir knapp 10 Mulis, die schwer beladen offensichtlich Vorräte ins Dorf bringen. (Viel später, beim Abendessen gönne ich mir ein Mount Everest Lager Beer. Dabei fallen mir die Esel wieder ein. Jeder Gegenstand muss entweder zu Fuß oder mit den Eseln aus dem Tal hierher transportiert werden.Ich staune...)

Wir erreichen unsere Lodge und gönnen uns die erste Dusche nach drei Tagen - es tut gut den Schweiß abzuwaschen. Beim Mittagessen beginnt es zu regnen. Wir ziehen uns in unser Zimmer zurück und machen eine ausgiebige Mittagspause. Donnergrollen, Blitze und schließlich Hagel bilden über Stunden eine atemberaubende Kulisse in dieser Bergwelt.

Schließlich ist der Spuk vorbei und wir wagen uns ins Dorf und besuchen das Old Gurung Museum. Dort wird das Leben , wie es früher war gezeigt. „Let`s save the culture, let´s be genuine.“

In einem einzigen Raum wird alles ausgestellt, was das Leben der Menschen bis vor wenigen Jahrzehnten ausmachte: Kleidung, Werkzeuge, Kulturgegenstände. Der Lehmboden ist angenehm, gerne würde ich mir die Schuhe ausziehen...

Nachdem wir alles ausgiebig bestaunt haben, wollen wir noch einen Tempel besichtigen, der laut App nicht weit entfernt liegt. Leider zeigt die App keine Höhenlinien, weshalb wir erst nach einer Dreiviertelstunde schweißgebadet nach wiederum hunderten von Stufen oben ankommen.

Der Ausblick lohnt sich aber und das Läuten der vielen Glocken und Glöckchen, die hier angebracht sind, lassen mich neugierig werden, mehr über die religiöse Bedeutung zu erfahren.

Viel später als ausgemacht erreichen wir unser Hotel. Nima erwartet uns schon sorgenvoll am Eingang. Er hatte angefangen sich Sorgen zu machen, winkt aber lachend ab, als wir von unserem „Spaziergang zum Tempel“ erzählen. 

Mit dem Abendessen, bestehend aus Suppe, Frühlingsrollen und Momos und dem besagten Everest Lager Beer beschließen wir den Tag.

Ach ja, als wir ins Zimmer kommen und Lea sich fürs Bett vorbereitet schnuppert sie an ihrem Pullover und meint: „ Das mag ich gar nicht, wenn ich rieche, wie ich stinke.“ Kein Kommentar.

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Kommentare: 1
  • #1

    Ludger Bartels (Sonntag, 31 März 2019 13:07)

    Hallo Tom,
    erstmal noch nachträglich meine Glückwünsche zum runden Geburtstag ��! Ich verfolge mit großem Interesse deinen Blog, weil ich ab dem 13.4. etwa den gleichen Weg Richtung Poon Hill habe, allerdings nicht organisiert und in anderer Richtung.
    Ich wünsche dir und deiner Tochter noch tolle Erlebnisse und Eindrücke. Eine gute Zeit euch , bleibt gesund, wir sehen uns in Kathmandu.
    Liebe Grüße Ludger