Freitag, 29.03.19 - 2. Trekkingtag von Pothana nach Landruk

Eine erholsame und erfrischend kühle Nacht (für Lea anfangs zu kühl) bringt einen neuen Tag, der zunächst leicht diesig beginnt und uns drinnen Frühstücken lässt. Nach einem gemütliches Frühstück (Toast, Honig und Marmelade mit Kaffee oder Tee) brechen wir bei Sonnenschein dann doch im T-Shirt zu unserer heutigen Etappe auf. Sie führt uns mal bergauf meist aber bergab, häufig auf Stufen oder steinigen Pfaden durch den hier typischen Rhododendrenwald. Durch die Geräuschkulisse der unbekannten Vogelwelt und moosige Anhängsel an den Bäumen wirkt der Wald auf uns urwaldartig.

Zwischendurch tauchen immer wieder kleine Ansiedlungen auf. Dort werden dem Wanderer allerlei Getränke, Knabbersachen und Touristenartikel angeboten. Anfragen etwas zu kaufen lehnen wir aber freundlich ab. Dass der Tourismus diese abgelegenen Bergwelten und ihre Bewohner verändert hat liegt auf der Hand - ich bin mir aber noch nicht sicher, wie ich das bewerten soll. Dazu fehlen mir noch einige Puzzleteile im Gesamtbild...

Eine der zahlreichen kleinen Pausen machen wir bei einem Bauern, der wie überall hier die in den steilen Hängen angelegten Terrassen bewirtschaftet. Wir finden verschiedene Kohlarten, Spinat, Lauch, Kartoffeln, vielerlei Kräuter, Erbsen. Sogar Tomaten wachsen hier unter einem Folientunnel im Sommer. Besonders interessieren mich die horizontal aufgehängten Klotzbeuten, die unter dem Dachvorsprung hängen. Es sind etwa 60 cm lange und im Durchmesser etwa 30 cm dicke ausgehöhlte Baumstämme, die beidseitig mit einer Holzscheibe und Lehm verschlossen sind. Als Flugloch dient ein in die Mitte des Stammes gebohrtes Loch. Der Imker erzählt uns, dass er seine Beuten und auch wilde Völker zwei mal im Jahr erntet, also Honigwaben ausschneidet. (Später in der Lodge lesen wir dank Internet nach, dass der übermäßige Genuss von Rhododendrenhonig tödlich sein kann... Die Dosis macht es wie immer aus!

Wir unterhalten uns mit Nima angeregt über Fleischkonsum und verschiedene Ernährungsweisen.

Gegen Mittag erreichen wir unsere Lodge in Landruk, einem kleinen Dörfchen mit ca 30 Häusern. Hier gibt es sogar eine Grundschule, die wir nach dem Mittagessen und einem kleinen Mittagsschlaf besichtigen. Wir finden vier Klassenzimmer vor, die jeweils mit Holztischen und Holzbänken, einer Tafel und einigen Lerntafeln ausgestattet sind. Die Tische und Bänke sind allerdings auf der Wiese vor dem Gebäude aufgereiht, da die Klassenzimmer augenscheinlich einen neuen Estrich bekommen haben. Dieser wird gerade von einer älteren Frau gewässert. Danach tauchen plötzlich zwei Zicklein auf und turnen auf den Tischen und Bänken umher.... Es ist gerade Examenszeit, weshalb wohl keine oder nur eingeschränkt Schule stattfindet, erklärt uns Nima.

Gegen Abend lernen wir Johannes und Miriam, die in Begleitung einer Freundin, eines Guides und des Freundes Brahindramat unterwegs sind, kennen. Sie sind wie wir wandernd für einige Tage hier unterwegs. Johannes hat ein Anti-Plastik-Projekt samt Verein am Chitwan-Nationalpark gegründet, wobei es um das Einsammeln und Recyceln von Plastik und die Aufklärung der Bevölkerung geht... Es klingt spannend und ich beschließe während meiner Tage dort, mir das Projekt näher anzuschauen. Brahindramat ist auch Lehrer, Direktor einer Schule und politisch engagierter Regionalpolitiker und läd mich im Verlauf eines angenehmen Gesprächs zu sich ein. Ich beschließe, auch das wahr zu machen...

Nach einem gemeinsamen Abendessen begeben wir uns zu einer unweit unserer Unterkunft stattfindenden Tanzvorführung. Das halbe Dorf scheint versammelt und es werden einige Tänze im mir aus Bollywoodfilmen bekannten Stil in traditioneller Tracht dargeboten. Es ist ein gelöste, freundliche und lustige Stimmung. Kinder springen umher, die uns zum Mittanzen auffordern. Schließlich werden wir mit Blumenkränzen geehrt und ein kleine Spendenschale macht die Runde. 

Nach einigen Tänzen ziehen wir uns schließlich müde in unsere Unterkunft zurück.

Ein angenehmer, entspannter und doch überaus erfüllter Tag geht zu Ende.

Mir wird beim Schreiben bewusst, dass es die kleinen Dinge sind, die in den Mittelpunkt rücken: die Begegnungen, die Gespräche, das Beobachten...


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